Descartes

Descartes: Cogito, ergo sum.

von Simon Hollendung

4.3 Kein enthymematischer Syllogismus

Das "Ich denke, also bin ich" scheint wegen des verknüpfenden "also" ein Argument, also eine (Schluß-) Folgerung zu sein. Es handelt sich um einen simplen modus ponens, in dem eine allgemeine Prämisse ergänzt werden muss. Diese allgemeine Prämisse würde lauten "Alles, was denkt, existiert" oder ähnlich. Das Argument wäre also wie folgt aufgebaut:

Alles Denkende exisitiert

Ich bin ein denkendes Wesen.

Konklusion: Ich existiere.

Descartes lehnt eine Interpretation die das Argument als enthymematischer Syllogismus versteht ab. Er behauptet, daß man eine selbst-evidente Sache durch eine einfache Intuition des Geistes erkennt. Demnach würde man den allgemeinen Satz erst bilden, wenn man an sich erfahren habe, daß man nicht denken könne, ohne zu existieren. Wir würden nämlich von Natur aus die allgemeinen Prämissen aus den singulären ableiten. Descartes erklärt, das wird den allgemeinen Satz "Alles, was denkt, existiert", nicht als Prämisse verwenden, wenn wir zu der Konklusion "Ich existiere" gelangen wollen. Der Satz "Alles, was denkt, existiert" wird erst gebildet, nachdem die beiden Satzteile "Ich denke" und "Ich existiere" erfasst und miteinander verknüpft wurden. Diese notwendige Verknüpfung, lateinischer terminus conjunctio necessaria, erfolge intuitiv.

Für Descartes wird durch einen Syllogismus nichts neues bewiesen, weil das, was in der Konklusion angeblich bewiesen wird schon immer in der allgemeinen Prämisse vorausgesetzt ist. Das Wissen des allgemeinen Satzes impliziert bereits das Wissen der Konklusion. Sätze wie "Alles Denkende exisitiert" werden nur intuitiv erkannt. Und der einzige konkrete, unmittelbar erkennbare Fall ist der eigene.[35]

Wenn sich Descartes so stark gegen das Cogito als Syllogismus gestellt hat, bleibt die Frage, welchen Status er seinem ersten Prinzip geben wollte. Er sprach von proposition, notio communis und notio prima. Als solches würde das Cogito einer notwendigen und ewigen Wahrheit unterliegen. Als erstes Prinzip der Philosophie gehört es zur Metaphysik, kann sogar als metaphysische Wahrheit bezeichnet werden, damit es seinem Anspruch, aus ihm alle weiteren Erkenntnisse abzuleiten, gerecht wird.[36]

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[35] Vgl. für ganzen Abschnitt: Perler, Dominik: Renè Descartes. Beck`sche Reihe. Denker. München 1998. S. 139 ff.

[36] Vgl. für ganzen Abschnitt: Brands, Hartmut: Cogito, ergo sum. S. 73 f.
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