Descartes

Descartes: Cogito, ergo sum.

von Simon Hollendung

Die Radikalisierung des methodischen Zweifels

Wie weit Descartes` Skepsis geht, zeigt er in den vier Phasen des Zweifels. Diese stufenweise Radikalisierung des methodischen Zweifels ist der letzte Schritt hin zum Cogito, ergo sum. Nachdem Erkennen dieser vier Stufen gibt es keine Gewißheit mehr. Descartes ist sozusagen fast am Ziel, war er doch der Meinung, er "müsse einmal im Leben alles von Grund auf umstürzen und von den ersten Grundlagen an ganz neu anfangen, wenn [...] er endlich einmal etwas Festes und Bleibendes in der Wissenschaft errichten wollte."[9]


1. Bezweifeln kann man, dass Anschauungen eines Objektes dieses korrekt präsentieren. Täuschungen werden immer nur im nach herein als solche erkannt, deshalb kann sich jede aktuelle Wahrnehmung später als Täuschung erweisen.

2. Bezweifeln kann man, das Anschauungen eines Objektes überhaupt auf ein Objekt ausgerichtet sind. Schließlich gibt es Halluzinationen, die im Augenblick ihres Auftretens nicht als solche erkannt werden.[10]

3. Bezweifeln kann man, dass Begriffe ihre Objekte korrekt repräsentieren. Um diese Art des Zweifels plakativ zu machen, führt Descartes den Betrüger-Gott ein. Er will damit zeigen, das es für jemanden, dem die Bedeutungsinhalte des Satzes "Das Viereck hat vier Ecken" geläufig sind, schwer ist, an diesem Satz zu zweifeln. Für alle analytischen Sätze gilt, das sie wegen der geläufigen Bedeutungspostulate, die die Verwendung der in ihnen vorkommenden Termini regeln, als wahr erkannt werden können. Der Zweifel auf Grund der Hypothese des Betrügergottes beruht demnach auf der Annahme, unser Geist könnte so eingerichtet sein, dass die Ordnung der Ideen von der Ordnung der Realität abweicht.

4. Bezweifeln kann man, dass Begriffen überhaupt eine objektive Ordnung zugesprochen werden kann. Auch hier wird die Hypothese eines Betrüger-Gottes gebraucht, der bewirkt, dass ein Urteil nur durch die Realisation der Wechselwirkung von klaren und distinktiven Begriffen zustande kommt. Solche Urteile würden den Anspruch auf objektive Gültigkeit haben, ohne dass es tatsächliche Objekte geben müsste, auf die sie sich beziehen.[11]

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[9] Rene Descartes, Meditationes de Prima Philosophia. Schmidt, Gerhart (Hrsg. und Übersetz.). Lateinisch/Deutsch. Reclam Stuttgart 1986. S. 63.

[10] Vgl.: Röd, Wolfgang (Hrsg.): Die Philosphie der Neuzeit 1. Geschichte der Philosophie. Bd. 7, 2.,verb. und erg. Aufl., München 1999. S. 69. Röd erklärt an dieser Stelle auch, das Descartes keineswegs behaupten wollte, das wir alle träumen. Dass unsere Erlebnisse nur Traumerlebnisse seien könnten, soll nur heißen, dass die Welt, die wir wahrnehmen nur aus Vorstellungsinhalten ist, die nicht aufgrund von realen Objekten entstehen.

[11] Die Vier Phasen des Zweifels sind hauptsächlich dargestellt nach Röd: Philosophie der Neuzeit. Vgl. aber auch stark vereinfachte Darstellungen bei: Perler, Dominik: Renè Descartes. Beck`sche Reihe. Denker. München 1998. S. 169 - 180. Und wesentlich komplexere Darstellung bei: Williams, Bernard: Descartes. Das Vorhaben der reinen philosophischen Untersuchung. A.d. Engl. Von Wolfgang Dittel u. Annalisa Viviani. Frankfurt am Main 1988. S. 19 - 50.
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